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Nachwort zum Roman Die Suche nach dem Route 66 Killer

Wie schon der Roman Pacific Crest Trail Killer beruht auch der Route 66 Killer zum Teil auf Begebenheiten, die leider nicht meiner Fantasie entsprungen sind.

Eine kaputte Polizei:

Figuren wie der soziopathische Killer-Cop Dan Gallagher existieren tatsächlich. Einige Beispiele:

>> Im März 2021 wurde Sahrah Everard auf dem Nachhauseweg von dem Polizisten Wayne Couzens zum Schein „verhaftet“, anschließend vergewaltigt und ermordet.

>> Der Polizist David Carrick hat über einen Zeitraum von fast 20 Jahren ein dutzend Frauen schwer misshandelt, vergewaltigt und erniedrigt. Auch er nutzte Dienstmarke und Uniform um die Frauen einzuschüchtern.

>> Der Polizist Ronald Watts hat, gemeinsam mit seinem Team, „hunderte von Leben zerstört“ (so USA Today). Der korrupte Polizeibeamte hat in seinem Viertel Menschen erpresst, u.a. in dem er ihnen Drogen untergeschoben hat. So konnte er Schutzgeld erpressen, unliebsame Bürger ins Gefängnis befördern lassen und durch vermeindliche Erfolge bei der Drogenbekämpfung seine Vorgesetzten beeindrucken.

>> Blue Gangs oder auch Deputy Gangs sind in vielen Großstädten der USA ein riesen Problem. Ein Report des Los Angeles Police Departements (LAPD) beschreibt diese Vereinigungen von Polizisten als „Krebsgeschwür“. Polizisten decken einander bei Straftaten und Dienstvergehen.

>> Auch für die Tatsache, dass Polizisten regelmäßig ihre Bodycams deaktivieren, ist belegt. Kurz vor dem Erscheinen des Buchs wurden beim LAPD die Lockers (Spinde) etlicher Polizisten durchsucht. Bei Verkehrskontrollen haben die Beamten verdächtig oft ihre Bodycams deaktiviert, vermutlich um eigene, nicht legale Handlungen zu vertuschen.

>> Aber auch mit eingeschalteter Bodycam schrecken viele Polizeibeamte in den USA nicht vor schwersten Straftaten zurück. Die Bodycam-Aufnahmen der fünf Polizisten, die Tyre Nichols brutal zu Tode geprügelt haben, sind ein Beweis dafür.

Ein Teufelskreis der Selbstzerstörung

Die Polizei der USA befindet sich in einer schweren Krise. Der Beruf des Polizisten zählt dort zu den gefährlichsten Berufen überhaupt. Die Webseite „Officer Down Memorial Page“ listet für 2022 fast 250 im Dienst getötete Polizisten auf.  In den letzten fünf Jahren wurden in den USA über 1.800 Polizeibeamte im Dienst getötet oder tödlich verletzt. Wie der Alltag von Polizisten in den USA oftmals aussieht, zeigt dieses Video. Bei Youtube gibt es hunderte dieser Art.

Drogen, Armut, Kriminalität, Kartelle, Gangs, eine bis an die Zähne bewaffnete Bevölkerung – ein Polizist in den USA lebt gefährlich. Gleichzeitig wird die Arbeit oft schlecht bezahlt, die Polizei genießt in vielen Gegenden kein Vertrauen mehr und wird offen angefeindet. In der Folge haben immer weniger Menschen ein Interesse daran, den Beruf des Polizisten zu ergreifen.

Viele Stellen bleiben daher unbesetzt. Die ausufernde Kriminaltät, zusammen mit dem schlechten und gefährlichen Arbeitsbedingungen, führt auch zu Rücktritten. In Goodhue, Minnesota haben aus Protest sieben Polizeibeamte gleichzeitig den Dienst quittiert, überwiegend aus finanziellen Gründen. Die Stadt Goodhue steht somit ohne Polizei da.

Viele Städte sind daher gezwungen, die Anforderungen an neue Beamte immer weiter herunterzuschrauben. In der Folge werden Personen in den Polizeidienst aufgenommen, die für so eine verantwortungsvolle und wichtige Aufgabe überhaupt nicht geeignet sind. (Die Szene in dem Buch, in der Jim Levin beschreibt, dass die einzigen zwei Bewerber zuvor noch bei Dunkin Donuts, einem Schnellimbiss,  hinter dem Tresen gestanden und Donuts verkauft haben, entstammt der Realität).

Hinzu kommt, dass in vielen US-Bundesstaaten aus Kostengründen die Ausbildungszeiten drastisch verkürzt wurden. Nach grade einmal 3 Monaten Ausbildung ist man Polizist. Zum Vergleich: In Deutschland dauert die Ausbildung 30 (!) Monate.

Fazit: Ehemalige Hilfsarbeiter aus Imbissbuden mit oftmals geringer Aus- und Schulbildung werden in Crashkursen zu Polizisten. Bewaffnet und mit einer Autorität ausgestattet, die ihnen Macht über ihre Mitmenschen verleiht, verrichten sie – oftmals völlig überfordert – ihren Dienst. Werden jetzt auch noch Personen in den Polizeidienst aufgenommen, denen jegliche moralische Basis fehlt, dann sind Exzesse wie die Ermordung von Tyre Nicholos oder Sahrah Everard vorprogrammiert.

An dieser Stelle sei daran erinnert, dass auch in Deutschland die Polizei ihre Anforderungen an neue Bewerber immer weiter herunterschraubt, denn auch hier fehlt es zunehmend an Bewerbern.

Kein Wunder, wird doch auch in Deutschland der Polizei immer weniger Respekt entgegengebracht. Polizisten werden angegriffen und bespuckt, mit Steinen, Knallkörpern und Flaschen beworfen. Sehr interessant in diesem Zusammenhang ist dieses Buch: Deutschland im Blaulicht: Notruf einer Polizistin von Tania Kambouri.

Ich jedenfalls bedanke mich bei allen redlichen Polizistinnen und Polizisten, in Deutschland und Weltweit, für ihre wichtige Arbeit!

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Herzdruckmassage

In dem Roman wird einer Person eine Herzdruckmassage verabreicht. Aus Gründen der Dramatik ist die exakte Ausübung dieser Massage etwas verkürzt beschrieben worden. Richtig geht es so:

1: Nase des Patienten mit den Fingern verschließen,
2: Via Mund-zu-Mund Beatmung 2x Luft in den Bruskorb blasen, bis dieser sich hebt
3: danach 30x auf die Mitte der Brust drücken, ca 6 cm tief
4: den Vorgang so oft widerholen, wie nötig

Malterser Hilfsdienst

Wer glaubt, die Person in dem Buch wäre unrettbar verloren gewesen, dem sei gesagt dass mittels Herzdruckmassage und Beatmung schon Menschen ins Leben zurückgeholt wurden, die weit länger ohne Puls und Bewusstsein gewesen sind.

Hier ein Video, bei dem ein Mann in einem Swimmingpool einen Stromschlag erlitten hat, daraufhin ertrank. Er war fünf Minuten ohne Puls und somit eigentlich tot. Herzdruckmassage + Beatmung (CPR) versorgten sein Gehirn mit Sauerstoff, bis ein Elektroschock sein Herz erneut zum Schlagen brachte. Zwei Minuten weitere Massage+Beatmung und der mann konnte in ein Krankenhaus transportiert werden. Er ist vollständig genesen.